… suche ich die Antwort nach der Frage, was ich zu erzählen habe und was ich mit meinen Zeichnungen ausdrücken will. Ich sehe in die Blüten hinein und weiß keine fünf Sätze darauf zu antworten. Das macht mir Angst.
Rainer Maria Rilke hat in seinen Briefen an einen jungen Dichter geschrieben:
»… und ich möchte Sie, so gut ich es kann bitten, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst lieb zu haben wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer fremden Sprache geschrieben sind. Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie nicht leben könnten. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines Tages in die Antwort hinein.«
Gute und richtige Worte. Doch richtig beruhigen können sie mich leider nicht.
Wie soll ich mich in Geduld üben, wenn die Zeit, in der die Antwort gefunden werden will, so begrenzt ist?
Ich habe versucht die Frage umzudrehen. Mich zu fragen, was die Kunst von anderen mit mir macht. Und auch da: keine konkrete Antwort. Das, was geschieht ist für mich meist nicht in Worte zu fassen. Das Bild oder die Zeichnung spricht weniger zu mir, als das etwas Nonverbales passiert, das mich unmittelbar erreicht. Innendrin. Wie eine Art Faden, der sich zwischen uns spannt, ohne dass er für andere sichtbar wäre. Mich berührt ein feiner Strich oder bewegt eine kräftig schraffierte Fläche. Ich mag die leisen Töne neben den lauten Paukenschlägen.
Was das jetzt eine Antwort?